Literatur zum Heftthema


Cornelius Roth
50 heilige Stätten in Israel
Ein spiritueller Begleiter für Heilig-Land-Reisen
Lindenberg i. Allgäu (Kunstverlag Josef Fink) 2021
208 S., € 18,50, ISBN 978-3-95976-296-0 Broschiert

Das Buch versteht sich als »spiritueller Wegbegleiter« sowie »geistliches Buch« und stellt zu den Pilger- und Reiseführern eine gewinnbringende und anregende Ergänzung dar. Bibelstellen und Lieder werden verbunden mit Meditationen und Betrachtungen zum Geist des Ortes. Ausgehend von Jerusalem über Betlehem, Nazaret, Galiläa, das Westjordanland und die Wüste werden dabei Landschaften, Ausgrabungsstätten sowie Gedenkstätten berücksichtigt. Nach einer informativen und prägnanten Einführung in den jeweiligen Ort wird die dazugehörige Schriftstelle vorgestellt, an die sich ein Gebet, eine Meditation oder eine Betrachtung anschließt. Mitunter wird auf die passenden Lieder des »Gotteslob« hingewiesen. Die zahlreichen Bilder eignen sich nicht nur für eine visuelle Vor- und Nachbetrachtung der einzelnen Orte, sondern ermöglichen auch eine ortsunabhängige Betrachtung.

Martina Böhm (Hg.)
Kultort und Identität
Prozesse jüdischer und christlicher Identitätsbildung im Rahmen der Antike
(Biblisch-theologische Studien; Bd. 155)
Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht) 2016
205 S., € 40,00, ISBN 978-3-7887-2934-9

Martina Böhm, die Herausgeberin des Sammelbandes, verweist in ihrem einführenden Beitrag darauf, dass Kultorte und die an ihnen befindlichen Heiligtümer als Symbole konstruierter wie gelebter religiöser Identität nach außen wie nach innen hin gelten könnten, wobei die religiöse Identität dabei nicht auf den Kultort angewiesen sein müsste. Der hohe Symbolgehalt eines Kultortes für die religiöse Identität werde immer dann offensichtlich, wenn ein Heiligtum an einem Kultort zerstört und in seinen Funktionen außer Kraft gesetzt werde (3). Die nachhaltige Zerstörung wirft dann hinsichtlich der religiösen Identität eine Reihe von Fragen auf. Welche Bedeutung hat der zentrale Kultort weiterhin für die religiöse Identität einer Gruppe? Gibt es Transformationen bezüglich der Bedeutung des Kultortes, wenn der Kultort nicht mehr existiert? Und was bedeutet das für den Jerusalemer Tempel?
Jörg Rüpke setzt sich in seinem Beitrag aus religionswissenschaftlicher Perspektive mit topographischen und sozialen Komponenten religiöser Identität auseinander. Matthias Müller befasst sich vor dem Hintergrund der Siedlungsstruktur der Nilinsel Elephantine, beginnend ca. 3000 v. Chr., mit der Situation der ägyptischen Priesterschaft auf Elephantine und den Funktionen eines ägyptischen Lokaltempels, wobei er aufgrund des Textbefundes resümiert, dass identitätsstiftende Aussagen kaum anzutreffen seien (94). Der Diskurs um die Zerstörung Jerusalems im Jeremiabuch ist Thema des Beitrags von Christl M. Maier; die Frage nach der identitätsstiftenden Funktion des Kultortes lasse sich hier jedoch nicht eindeutig beantworten. »Der Blickwinkel ›Kultort und Identität‹ verlangt«, wie Max Küchler in seinem Beitrag herausstellt, »die Geschichte der Stadt Jerusalem und ihres Kultortes nicht nur als sich wiederholende Abfolge von Aufbau, Zerstörung und Wiederaufbau zu beschreiben […], sondern diesen geschichtlichen Ablauf als Prozess der Zerstörung und Verdrängung von Identität, des Verlusts und der Wiederbelebung von Identität, ja auch des Kampfes um und der Schaffung, Pflege und Überhöhung von Identität zu verstehen.« (129) Die Bedeutung des Jerusalemer Tempels für die Identität des rabbinischen Judentums steht im Mittelpunkt des Beitrags von Günther Stemberger. Günther Stemberger fasst seinen Beitrag so zusammen, dass es keinen einheitlichen Zugang zum Tempel und seiner bleibenden Bedeutung im Judentum der rabbinischen Zeit gebe. So hätten die Rabbinen ein sehr ambivalentes Verhältnis zum Tempel. »Einerseits werden der Tempel und sein Kult in der Mischna und in anderen frühen Texten so geschildert, als ob er noch immer existierte; anderseits aber wird diese Schilderung so sehr nach rabbinischen Interessen umgeprägt, dass der historische Tempel viel von seiner Bedeutung verliert. Er ist höchstens ein Modell der Vergangenheit, das in der Zeit der Rabbinen vergeistigt und damit auf eine höhere Ebene gehoben wird; die Rabbinen sind die Erben des Tempels, indem sie in allen Bereichen einen höherwertigen Ersatz für diesen anbieten können.« (185) Enno Edzard Popkes setzt sich in seinem, den Sammelband abschließenden Beitrag mit Überlegungen zum Einfluss des Jerusalemer Tempels auf frühchristliche Identitätsbildungsprozesse auseinander.
Martina Bär hat in dem Band »Kultort und Identität« anregende Beiträge zu den Prozessen jüdischer und christlicher Identitätsbildung im Rahmen der Antike herausgegeben.


Stefan Timm (Hg.)
Eusebius, Das Onomastikon der biblischen Ortsnamen
Kritische Neuausgabe des griechischen Textes mit der lateinischen Fassung des Hieronymus
(Eusebius, Caesariensis: Werke; Band 3, Teil 1. Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte; Neue Folge, Band 24)
Berlin, Boston (De Gruyter) 2017
444 S., € 154,95, ISBN 978-3-11-031565-3

Georg Röwekamp (übersetzt und kommentiert)
Eusebius/Hieronymus, Liber locorum et nominum
Onomastikon der biblischen Ortsnamen
(Fontes Christiani; Band 68)
Freiburg Basel Wien (Herder) 2017
464 S., € 47,00, ISBN 978-3-451-30973-1

Das allgemein als Onomastikon der biblischen Ortsnamen bezeichnete Werk des Eusebius bietet ein Verzeichnis von beinahe eintausend Orten der Heiligen Schrift, welche alphabetisch gelistet und nach den biblischen Büchern geordnet sind. »Gemessen an dem berühmtesten Werk des Bischofs von Caesarea, an seiner Kirchengeschichte, ist sein Onomastikon nur ein Opusculum«, wie Stefan Timm in seinem Vorwort herausstellt. »Aber es ist bis heute eine noch nicht ausgeschöpfte Quelle für historische Landeskunde diesseits und jenseits des Jordans für das 3. und 4. Jh. n. Chr., eine historische Quelle ersten Ranges.« (VI)
1904 hatte E. Klostermann bereits eine kritische Ausgabe des Onomastikon publiziert. In Klostermanns Ausgabe war jedoch der edierte Text durch zahlreiche Konjekturen nach Hieronymus, der das Onomastikon des Eusebius ins Lateinische übersetzt hatte, bestimmt, ohne dass diese Konjekturen als solche immer zu erkennen gewesen wären. Stefan Timm gibt nun eine kritische Neuausgabe des griechischen Textes mit der lateinischen Fassung des Hieronymus heraus. In Stefan Timms Ausgabe ist der lateinische Text Klostermanns abgeschrieben worden, während Druckfehler korrigiert und die Konjekturen Klostermanns als solche gekennzeichnet worden sind (CLXXVI).
In seiner ausführlichen Einleitung stellt Stefan Timm das Minuskelmanuskript gr. 1456 der Bibliotheca Vaticana vor, das als Handschrift des griechischen Onomastikon die Grundlage der hier vorgelegten neuen Edition bildet. Während das zweite Kapitel die Entstehungszeit des Onomastikon behandelt, wird im dritten Kapitel die Editionsgeschichte vorgestellt. Das vierte Kapitel widmet sich der vorliegenden Edition, bevor im fünften Kapitel dann der griechische und lateinische Text des Onomastikon geboten werden. Der Band schließt mit einem ausführlichen Register und Literaturverzeichnis.
Dass der griechische Text des Eusebius nur in einer einzigen vatikanischen Handschrift überliefert worden ist, auf den die weiteren Handschriften zurückgehen, ist für Georg Röwekamp Anlass, den Text des Onomastikon in der Fassung des Hieronymus zu übertragen. Georg Röwekamp führt in seiner Einleitung zunächst im 2. Kapitel in das Onomastikon des Eusebius ein, indem er das Werk einordnet, Titel, Inhalt und Aufbau vorstellt sowie Entstehung und Abfassungszeit thematisiert. Er kommt sodann auf die Quellen zu sprechen sowie auf frühe Übersetzungen, Exzerpte und Testimonien. Das dritte Kapitel der Einleitung ist der Übersetzung des Onomastikon durch Hieronymus gewidmet. Im vierten Kapitel wird der Zweck des Onomastikon vorgestellt, während es im fünften Kapitel der Einleitung um den Text und die Übersetzung geht. Dem eigentlichen Text und seiner Übersetzung folgen zwei Anhänge. Der zweite Anhang bietet eine Bibliographie sowie ein Register. Im ersten Anhang werden Einzelfragen abgehandelt zu: Provinzen und Landschaften, Orte und Kastelle, Straßen und Meilensteine, Entfernungen und Richtungsangaben sowie Heiden, Juden, Christen.
Die Einleitungen beider Bände sind mit großem Gewinn zu lesen, die Editionen mit großem Gewinn zu studieren.

PD Dr. Matthias Blum, Berlin

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