Literatur zum Heftthema


Im Folgenden haben wir neuere Literatur zum Jeremiabuch zusammengestellt. Die Rezensionen wurden für den Abdruck gekürzt. Auf der Startseite der Homepage des Bibelwerks, www.bibelwerk.de, kommt man zur digitalen Bücherschau des Bibelwerks. Dort finden Sie die ausführlichen Fassungen der Rezensionen und ältere empfehlenswerte Literatur zu Jeremia, die hier aus Platzgründen nicht aufgenommen werden konnte.

 

Georg Fischer
Jeremiah Studies
From Texts and Contexts to Theology 
(FAT 139)
Tübingen (Mohr Siebeck) 2020
412 S., Euro 149,00, ISBN 978-3-16-158918-8

Georg Fischer ist einer der ausgewiesensten und profilierten Jeremia-Exegeten unserer Zeit und veröffentlicht seit bald 30 Jahren Texte zum Jeremiabuch. Der Sammelband vereint Publikationen der Jahre 2012–2020, sowie sieben bisher unveröffentlichte Beiträge unter der Perspektive des Jer als Metatext in englischer Sprache, um sie einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Die insgesamt 23 Aufsätze sind in vier Abschnitte rubriziert. So ergibt sich ein klarer thematischer Aufbau von der Textgrundlage über Intertextualität sowie Prophetenfigur und Botschaft bis hin zur Theologie des Jer. 
Die Einleitung schließt mit einer prägnanten Präsentation des Jeremiabuches als ambitionierter Auseinandersetzungsliteratur, seiner theologischen Innovativität und seines Prophetenbildes (22–27): »Jer is a literary and theological masterpiece« (27), das überwiegend aus spätpersischer Zeit stamme (26f.). Die inneralttestamentlichen Bezugnahmen des Jer spielen für dessen Verständnis eine herausragende Rolle und werden unter dem Begriff des Metatextes verhandelt. So geht es im dritten Teil z. B. um die Figur Jeremia und um Schlüsselthemen seiner Verkündigung. »Jeremiah – ›The Prophet like Moses‹?« (231–247) führt aus, wie Jer die Vorstellung vom verheißenen »Propheten wie Mose« aufnimmt. Die literarischen Bezugnahmen auf Toratexte zeigen deren Hochschätzung (235f.), insbesondere die Nähe zu den Mosereden des Dtn zeige die Nähe der Jeremiafigur zu Mose. Die Jeremiafigur hat jedoch auch Züge, die über die Moseanalogie hinausgehen: »Jeremiah is no ›copy‹ of Moses« (237). Hier skizziert Fischer im raschen Durchgang Spannungen zu »Concepts of the Torah« (237f.), Bezugnahmen auf Texte außerhalb der Tora (238ff.) und den völkerübergreifenden Horizont (240f.), wobei die Bezugsebenen wechseln. Etwas ausführlicher werden neue, Toratexte überschreitende Aspekte aus Jer vorgestellt: Hier geht es (im Setting der Tora unmöglich!) um Jerusalem, den Tempel und Konflikte mit der Priesterschaft und die Ausrichtung auf die Vergangenheitsbewältigung. Führte Mose das Volk aus Ägypten, so kehrt es (zum Teil) in Jer 43f. nach Ägypten zurück. War Mose Fürbitter par excellence, so wird dies Jeremia verboten (243f.). So porträtiert Jer einen besonderen, herausragenden Propheten, der vor allem in seiner Verfolgung zum »role model for a persecuted prophet« wird (247) – und Fischer bringt hier dankenswerter Weise die vielfältigen Details der Jeremiafigur (nicht nur in ihrem Verhältnis zu Mose) kurz und bündig in eine differenzierte Zusammenschau. Die Rolle des Körpers als »Ort« des Leidens nimmt »The ›Truth‹ of the Body. Jeremiah’s Authentification as a Prophet by his Suffering« in den Blick (267–275). Körpermotivik begegnet in Jer nicht nur für den Propheten selbst: Auch Jerusalem hat einen Körper (267). Dieser Körper wird dabei als verletzter und zu heilender thematisiert; auch die Zeichenhandlungen sind körperbezogen (268). Die Erfahrungen der literarischen Figur Jeremia mit ihren Implikationen für den Körper dienen also der Bekräftigung seiner Prophetie: Der Körper wird zum Schauplatz der Auseinandersetzung um die Wahrheit.
Der Band ist als eine reiche Fundgrube für intertextuelle Bezugnahmen und für zahlreiche anregende Thesen fraglos eine Bereicherung für jede Beschäftigung mit dem Jeremiabuch. 
Andrea Beyer


Hermann-Josef Stipp
Jeremia 25–52
Handbuch zum Alten Testament I/12
Tübingen (Mohr Siebeck) 2019
832 S., Euro 124,00, ISBN 978-3-16-156633-2

Stipp fängt hinten an: Er publiziert den zweiten Teil des Jeremiabuchs zuerst und somit den zweiten vor dem ersten Band (vgl. Vorwort). Wer es schafft, sich durch die komplexe, aber präzise Terminologie des Kommentars durchzuarbeiten, wird nicht nur am Ende belohnt. Das Jeremiabuch ist unterschiedlich überliefert: in hebräischer und griechischer Fassung (JerAlT). Diese beiden Textfassungen weisen im Aufbau und Umfang große Unterschiede auf. Der Verfasser präsentiert mit diesem Kommentar ein Werk, das versucht, den verschiedenen Fassungen, die dem Jeremiabuch zugrunde liegen, gerecht zu werden. Die einführenden Worte des Verfassers zu diesem Kommentar sind als eine Art »Bedienungs- bzw. Gebrauchsanleitung« zu sehen. Kenntnisse der hebräischen Sprache sind hilfreich, um die Tiefe und Bedeutungsvielfalt des Kommentars besser aufnehmen und verstehen zu können. Stipp verwendet durchgängig den diachronen Zugang und begründet seine Wahl v. a. damit, dass die Diachronie dazu prädestiniert ist, »die Menschen hinter den Texten ein Stück weit wieder zum Leben zu erwecken« (S. 2). Im Kommentar arbeitet der Verf. mit dem hebräischen Text (JerMT), zieht aber bei schwierigen Stellen die ältere Überlieferung heran (JerAlT). Wo es keine klaren anderslautenden Argumente gibt, plädiert Stipp wiederholt für eine zeitnahe Entstehung der Texte, die einen Einblick in die tatsächlichen zeitgenössischen Konflikte (6. Jh. v. Chr.) gewähren, und neigt nicht zur Spätdatierung. Gleichwohl nimmt er eine differenzierte Entwicklung der Texte z. B. über exilisch-deuteronomistische (z. B. Jer 26*), nachdeuteronomistische (z. B. Jer 31,31–34) bis zu sehr späten, prämasoretischen Texten (z. B. Jer 33,14–26; 39,4–13) an und begründet diese.
Der größte Teil des Werkes umfasst den Kommentar zu Jer 25–52. Jedes Kapitel wird einzeln analysiert. Dabei geht Stipp stets in gleicher Weise vor: An erster Stelle werden der tiberische und alexandrinische Text in deutscher Übersetzung unter Berücksichtigung der Satzabgrenzung nach W. Richter (vgl. BHt) wiedergegeben. Unterhalb des Textes finden sich wichtige textkritische Anmerkungen, die auf Varianten oder Probleme innerhalb des Textes aufmerksam machen. In der Übersetzung sind diese schon an den kleinen hochgestellten Buchstaben innerhalb eines Verses erkennbar.
Bereichert wird das Werk durch gezielt eingeführte Exkurse, die wichtige theologische und religionsgeschichtliche Fragen erörtern, z. B. über »[d]ie Lebensverhältnisse der jüdischen Exilanten« (S. 197–204), das Thema der »Kinderopfer, Moloch und Tofet« (S. 324–346) oder »Jer 36, die Geschichte des Jeremiabuchs und der Schriftprophetie« (S. 461–467).
Für jeden Jeremia-Forscher gehört dieser Kommentar zum Standardrepertoire und jedem Jeremia-Liebhaber sei dieser Kommentar ein anregender Wegbegleiter bei allen Erkundungen und Tiefenbohrungen. Auf den zweiten, also ersten Band des Kommentars, dürfen alle gespannt sein. Wissenschaft lebt von Forschung. Hermann-Josef Stipp ist mit diesem Werk ein wichtiger Beitrag dazu gelungen. 
Nicole Katrin Rüttgers


Francesco Arena
Prophetic Conflicts in Jeremiah, Ezekiel, and Micah
How Post-Exilic Ideologies Created the False (and the True) Prophets (FAT II/121)
Tübingen (Mohr Siebeck) 2020
209 S., Euro 74,00, ISBN 978-3-16-159507-3

Der Dissertation von Francesco Arena an der University of Edinburgh (UK) wurde von der protestantischen Alttestamentlerin Dr. Anja Klein (ehem. Göttingen) betreut. Ihr umfangreicher Beitrag »Falsche Prophetie« auf dem Onlineportal »WiBiLex« ist ein hilfreicher Einstieg für alle, die sich vertiefter mit der Thematik beschäftigen möchten. 
»Can we consider prophetic conflicts as expressions of a socio-religious phenomenon or should we consider them as post-exilic creations that serve ideological purposes?« Mit dieser Frage auf dem Klappentext des Bandes lässt sich die Zielrichtung der vorgelegten Studie gut einfangen: Themen des vorliegenden Bandes sind »prophetische Konflikte« und der klassisch gewordene Dualismus von »wahrem« und »falschem Prophetentum« – eine komplexe Gemengelage, welche die Bibelwissenschaft gerade in der jüngeren Zeit wieder verstärkt beschäftigt hat. In seinem Problemaufriss entfaltet Francesco Arena dafür zu Beginn sehr schlüssig, welche Schwierigkeiten mit den angesprochenen exegetischen Begrifflichkeiten verbunden sind. Hervorzuheben ist dabei, dass die Hebräische Bibel selbst keinen eindeutigen Begriff für sog. »Falschpropheten« kennt; erst durch die Übersetzer der Septuaginta wird die Bezeichnung pseudoprofe¯te¯s eingetragen, die fortan die Dichotomie von »wahren« und »falschen Propheten« befördert. Hintergrund dieser Zuschreibungen ist meist ein sog. »(inner)prophetischer Konflikt«, also das Gegenüber zweier Propheten(gruppen), das der Text durch die Verurteilung einer Seite als »Lügenpropheten« auflöst. Die zentrale Problematik ist in diesem Zusammenhang jedoch, wie auch der forschungsgeschichtliche Überblick in Kap. 1 herausstellt, dass sich in den Bibeltexten selbst keine absoluten Kriterien ausfindig machen lassen, wodurch »wahre« und »falsche Propheten« eindeutig voneinander getrennt werden können. So wird zwar – in Anlehnung insbesondere an Dtn 18,22 – immer wieder die Erfüllung einer prophetischen Botschaft im Sinne eines Eintretens vorhergesagter Ereignisse als Merkmal wahrer Prophetie inszeniert. Allerdings lässt sich dieser Aspekt keineswegs als allgemeines Wahrheitskriterium geltend machen, macht doch das Moment der Zukunftsvorhersage im Ganzen der Alten Testaments nur einen kleineren Teil der prophetischen Texte aus. 
Und dennoch ist der Blick in die Zukunft auch für die untersuchten Schriftpropheten ein wichtiges Element der prophetischen Konflikte: Falsche Friedensverheißungen als zentrale Gemeinsamkeit spielen hier eine tragende Rolle, denn: »This motif seems to underlie the structuring of prophetic conflicts as the opposition between ›true‹ and ›false‹ prophets.« (S. 3) In Verbindung damit lässt sich für Arena zeigen, dass das Phänomen der angeblich innerprophetischen Konflikte textgeschichtlich nicht haltbar ist, sondern vielmehr von späteren Redaktoren literarisch inszeniert wurde, um den eigenen ideologischen Standpunkt zu stärken. So legt der Autor eine aufschlussreiche Studie vor, die anhand der Entwicklung eines literarischen Motivs einen neuen Blick auf die sog. »Falschprophetie« wirft und nicht nur den fachlich versierten Leser zur weiteren Auseinandersetzung mit der komplexen Thematik anregt.
Veronika Maierhofer 


Elisabeth Krause-Vilmar
Nah ist und schwer zu fassen der Gott 
Die ambivalente Beschreibung der Nähe Gottes in Jer 20,7–18 und Ps 139 
(WMANT, 157)
Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht) 2019
180 S., Euro 50,00, ISBN 978-3-7887-3415-2

Die vorliegende Dissertation versteht sich als eine theologische Arbeit, bei der die praktische Relevanz ein Schwerpunkt ist. Es werden zwei Texte besprochen, in denen das Thema der Gottesnähe und Gottesferne behandelt wird: Jer 20,7–18 und Ps 139. Die Verfasserin stellt fest, dass in der aktuellen säkularen Zeit die Sprachlosigkeit im kirchlichen Raum zunimmt, wenn die Rede auf Gott kommt und man von der Nähe Gottes spricht. Gottesnähe und Gottesferne werden als Erfahrungen eines jeden Einzelnen dargestellt, als eine Erfahrung der Begegnung zwischen Gott und Mensch. Dabei könne man sich fragen, ob dadurch tatsächlich Ambivalenz ausgedrückt oder eine gewisse Spannung aufgebaut wird. Die Verfasserin antwortet darauf folgendermaßen: »Die Nähe und die Ferne Gottes schließen sich nicht aus, sondern ihr dynamisches Ineinander steht im Vordergrund« (S. 17).
Die Verfasserin wählt als Texte für die Untersuchung Jer 20 und Ps 139 aus. Neben einer ausführlichen Einzelexegese wird u. a. die Traditionsgeschichte der Bibelstellen analysiert. Der Schwerpunkt wird v. a. auf die Homeletik und Aufarbeitung dieser biblischen Texte für die Predigt gelegt. In Jer 20 und Ps 139 kann – so das Fazit – die Radikalität der Nähe und Ferne Gottes erfahren werden. Beide Texte verdeutlichen ein Ringen mit und um Gott und drücken eine große Hoffnung aus: Gott ist immer da. Gott hat den Beter geschaffen (S. 119). Er lässt den Beter nicht allein, auch nicht in dem von ihm geschickten bzw. zugelassenen Leid. 
Nicole Katrin Rüttgers


Eva Plank
Ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben (Jer 29,11)
Die biblische Prophetengestalt und ihre Rezeption in der dramatischen Dichtung Jeremias von Stefan Zweig (PEuN11)
Göttingen (V&R unipress, Vienna University Press) 2018
479 S., Euro 60,00, ISBN 978-3-8471-0903-7

Stefan Zweig, der meistgelesene jüdische deutschsprachige Schriftsteller, hat ein literarisches Werk nach einem bekannten biblischen Buch verfasst: Jeremias (1917). Eva Plank präsentiert mit ihrer Doktorarbeit eine literaturwissenschaftliche Studie, die dieses Werk von Zweig unter dem Gesichtspunkt der Rezeption genauer in den Blick nimmt und versucht, dem biblischen Jeremia im Denken von Zweig nachzuspüren. In Stefan Zweigs Geschichte spiegelt sich die Historie des damaligen Europas, eine Geschichte, die durch zwei Weltkriege erschüttert und radikal verändert wurde. Ziel der Dissertation ist es, »zu zeigen, wie die biblische Prophetengestalt, die politische Entwicklung, die zur Belagerung, Eroberung, Zerstörung Jerusalems und des Tempels durch Nebukadnezzar und die Wegführung der Bevölkerung ins babylonische Exil von Stefan Zweig in seinem dramatischen Gedicht Jeremias während des Ersten Weltkriegs rezipiert wird« (S. 13–14). Planks Arbeit ist ein Zeugnis dafür, wie intertextuelle Bezüge und verschiedenste Arbeitsweisen in der Wissenschaft fruchtbar ins Gespräch kommen können.
Die Reihe, in der das Buch publiziert wurde, verweist auf den Charakter des Buches: Poetik, Exegese und Narrative. Studien zur jüdischen Literatur und Kunst. 
Nicole Katrin Rüttgers


Christl M. Maier 
Jeremia 1–25
Internationaler Exegetischer Kommentar zum Alten Testament IEKAT
Stuttgart (Kohlhammer) 2022,
450 S., Euro 109,00, ISBN 978-3-17-020074-6

Mit dem Kommentar von Christl M. Maier über Jer 1–25 kommt ein weiterer aktueller Jeremia-Kommentar auf den Markt, der multiperspektivische Interpretationen liefert. Die Kommentarreihe ist international und ökumenisch angelegt und versucht, die zwei großen exegetischen Strömungen zusammenzuführen: den diachronen und synchronen Zugang. Die Konzeption der Reihe verlangt es, dass zudem hermeneutische Perspektiven, u. a. die genderkritische, die sozialgeschichtliche, die befreiungstheologische und die wirkungsgeschichtliche berücksichtigt werden. 
Ch. M. Maier argumentiert auf Grundlage einer feministischen Hermeneutik und greift auf Einsichten der postkolonialen Theorie und der Trauma-Forschung zurück. In einem einführenden Kapitel beschreibt die Autorin die Arbeitsgrundlage für ihr Werk. Dabei legt sie drei Schwerpunkte fest: Die Textgrundlage des Kommentars (S. 13–22); der geschichtliche Hintergrund der Jeremia-Prophetie (S. 22–32) und schließlich die Methodik des Kommentars (S. 32–53). Die Kommentierung der einzelnen Kapitel bzw. Sinnabschnitte des Jeremiabuches folgt immer dem gleichen Schema (synchrone und diachrone Analyse; Synthese) und basiert auf JerMT (S. 22), wobei gravierende Abweichungen in JerLXX kurz und präzise direkt unter dem übersetzten Text diskutiert werden. 
Der Autorin ist es gelungen, die ersten 25 Kapitel des Jeremiabuches auf insgesamt 450 Seiten auszulegen, wobei v. a. das Augenmerk auf das jeweilige Gesamtkapitel gelegt wurde und nicht auf eine einzelne Versauslegung. Dabei hat sie sich auf Themen, Gedanken und Motive konzentriert, die das gesamte Jeremiabuch wie einen roten Faden durchlaufen (S. 40, 44). 
Jer 1–25 wird auf synchroner Ebene als dramatischer Text verstanden. Bei der diachronen Analyse ist es der Autorin wichtig, zu berücksichtigen »dass dieser Text einen literarischen Diskurs um die Zerstörung Jerusalems und des Tempels überliefert« (S. 45) und »das Ergebnis einer ca. 300-jährigen Auseinandersetzung mit diesem historischen Ereignis« ist, das »im Laufe der Zeit von verschiedenen Tradent*innen gedeutet und mitunter umgedeutet wurde« (S. 45). Grammatische und formale Inkohärenzen wertet die Verfasserin literarkritisch aus. Außerdem verwendet sie das Kriterium der »konzeptionellen Inkompatibilitäten« von Konrad Schmid (S. 45), um Überarbeitungen zu erkennen, die sowohl Kapitel als auch ganze Bücher betreffen können (z. B. die geschichtsätiologische Bearbeitung = die »deuteronomische Redaktion«). Schließlich werden in der diachronen Analyse literarische Bezüge eines Abschnitts innerhalb eines bestimmten Kapitels, im Jeremiabuch und darüber hinaus ausgewertet. Um der Leserschaft das Nachvollziehen zu erleichtern, präsentiert die Verfasserin die Ergebnisse der diachronen Analyse vorab in Tabellenform. 
Der Kommentar von Ch. M. Maier ist eine reich gefüllte Schatztruhe für alle, die sich einen Überblick über verschiedene exegetische Zugänge und hermeneutische Perspektiven verschaffen wollen. Der Kommentar bietet Leserinnen und Lesern die Möglichkeit, viele wertvolle Tiefenbohrungen anzustellen und je nach Interesse fündig zu werden und weiter zu forschen. 
Nicole Katrin Rüttger

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